52 Bücher, Woche 3

Soo, kommen wir nun also zum dritten Thema dieses schönen Projekts. Für mich wieder etwas schwierig, aber ich habe in meinen Regalen doch noch ein passendes Buch gefunden. Es ist wie schon beim letzten Mal ein Jugendbuch. Aber erstmal das Thema:

Deutsche Nachkriegszeit (nach dem 2. Weltkrieg)

Nachdem ich mich erstmal „nur“ an Literatur entsinnen konnte, die ich in meiner Jugend über die Nazi-Zeit gelesen habe und die dementsprechend für dieses Thema zu früh statt gefunden hat, habe ich dann folgendes in meinem Büchersortiment gefunden.

Maikäfer, flieg! von Christine Nöstlinger: Die Bücher der Autorin waren damals (und sind daher wohl auch immer noch) für mich immer sehr schön zu lesen. Sie schreibt in einem Stil, den ich als Kind gut nachvollziehen konnte. In Maikäfer, flieg! geht es um das Wien am Ende des Krieges und die Zeit danach. Erzählt wird aus der Ich-Perspektive eines achtjährigen Mädchens. Die Familie des Mädchens hat zu Beginn des Buches das Pech, dass ihr Wohnhaus bombadiert wird. Kurze Zeit später kommt Frau von Braun, eine reiche Nazi-Anhängerin, die aus Angst vor den Russen auf ihren Bauernhof nach Tirol flüchtet. Diese bittet die Familie, auf ihre Villa aufzupassen, die etwas außerhalb liegt und damit in einer Gegend, die für Bombenangriffe uninteressant ist. Natürlich erfährt man, wie stressig und beängstigend ein Bombenangriff zu erleben ist oder wie schwierig es damals war, ausreichend bzw. vernünftige Lebensmittel oder Kleidung zu bekommen. Aber es geht dennoch um die Geschichte eines kleinen Mädchens, das gerne mit ihrem Großvater unterwegs war, wenn der versucht, seinen alltäglichen Geschäften nachzugehen (nämlich Uhrenfurnituren zu verkaufen), oder das mit ihrer Schwester eine Abwandlung von „Ich sehe was, was du nicht siehst“ im Musikzimmer der Villa spielt. Das Musikzimmer nennen sie das „Onkel-Zimmer“, weil dort viele Ölbilder von Männern (vermutlich Musiker?) hängen. Die Abwandlung des Spiels heißt „An-welchen-Onkel-denke-ich-Spiel“. Als dann die Russen kommen, freundet sich das Kind mit einem Koch an, der aus ihrer Sicht ein guter Soldat ist, weil er keine Waffen benutzt.
Lange Rede, kaum ein Sinn – dieses Buch beschreibt in kindlicher Erzählweise von der schwierigen Zeit damals und dennoch vom Alltag, der mal „normal“ und mal schwierig war. Eine Inhaltsangabe gibt es hier und ich möchte die Vorbemerkung zitieren:

„Die Geschichte, die ich erzähle, ist mehr als fünfundzwanzig (1973 veröffentlicht) Jahre alt. Vor fünfundzwanzig Jahren waren die Kleider anders und die Autos auch. Die Straßen waren anders und das Essen auch. Wir waren anders. Sicher, vor fünfundzwanzig Jahren sangen die kleinen Kinder auch in Wien:

Maikäfer, flieg!
der Vater ist im Krieg…
Heute singen die kleinen Kinder immer noch:
Maikäfer, flieg!
der Vater ist im Krieg
Nur – die kleinen Kinder damals wußten genau, was sie da sangen. Der Vater war im Krieg.
die Mutter ist im Pulverland
Die Mutter war wirklich im Pulverland. Und wir mit ihr.
Pulverland ist abgebrannt
Doch die Maikäfer waren nie schuld, wenn Pulverland abbrannte; auch vor fünfundzwanzig Jahren nicht.
Die Geschichte, die ich hier erzähle, ist eine Pulverlandgeschichte.“

8 Gedanken zu „52 Bücher, Woche 3“

  1. Das hört sich so an, als kann man das auch als Erwachsener gut lesen. Ich glaube, gehört habe ich von dem Buch früher schon mal. Jetzt ist es jedenfalls auf meiner Wunschliste.

    1. Das kann man auf jeden Fall, habe vorhin auch nochmal reingestöbert. Sicherlich merkt man, dass es für die jungen Leser bestimmt ist, aber die Geschichte ist trotzdem gut. (Ich lese ja eh ab und zu meine Lieblinge von früher ganz gerne nochmal.)

      Auf deine Wunschliste am Ende des Projekts wäre ich ja fast mal gespannt – wie wäre es mit einem Post über den Umfang der Liste in … sagen wir 49 Wochen? 😉

      1. Ab und zu mal die Perspektive aus Kinder- bzw. Jugendsicht einzunehmen, kann sowieso nicht schaden, im Gegenteil.
        Die Idee, über meine Wuli zu bloggen, ist nicht schlecht, und ab 2012 starte ich das Projekt „Fellmonster liest die Werke der Wunschliste“, Laufzeit: 50 Jahre. 😉

  2. Nur weil Du jetzt davon schreibst, kommt diese schon lang vergessene Erinnerung wieder:
    Das „Maikäfer flieg“-Lied gehörte zu den Liedern, deren Texte ich zwar gehört, aber nicht wirklich verstanden habe, weil sie irgendwie so…seltsam waren. Bei uns hieß es übrigens „…die Mutter ist im Pommernland….“
    Damals haben wir das ab und zu als Schlaflied vorgesungen bekommen. Im Nachhinein ein bißchen komisch. Aber ich fand es trotzdem immer irgendwie schön, auch wenn der Text für mich (noch) nicht durchschaubar war.

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