Boluskalkulator(en)

Interessant auf dem T1Day in Berlin fand ich die Frage nach der Verwendung von Boluskalkulatoren. Noch spannender fand ich, dass Ilka relativ überrascht schien, weil doch so viele in Verwendung sind. Der Vortrag von Sabine Carstensen zu diesem Thema … ähm … hat auf jeden Fall gezeigt, dass sich die Einstellung mit Hilfe eines elektronischen Rechners verbessern lässt. (Ich muss zugeben, dass es schon spät und ich nicht zu 100% interessiert war, weil ich ja schon einen Kalkulator benutze und restlos nicht ohne arbeite). Ebenfalls hängen geblieben ist, dass die Vielzahl der Begriffe – jede Firma benutzt eigene Begriffe für alles mögliche – im Diabetes-Alltag nicht förderlich ist. Es erschwert ebenso einen Umstieg vom einen auf das andere System (da steckt wohl Kalkulator… ach ne, Berechnung hinter, wa?) Da ich mich mit meinem Bolusrechner recht sicher fühle, es aber anderen AccuChek-Nutzern wohl nicht automatisch auch so geht, habe ich mir überlegt, ich möchte den Rechner, der in der AccuChek Combo/Insight steckt, einmal genauer erklären. Und vielleicht hat ja einer von euch Lust, seinen ebenfalls zu beschreiben, das würde ich dann gerne hier verlinken. Vielleicht klappt das ja…

Also, bei AccuChek heißt das erstmal (kurz und knackig) „Bolusvorschlag-Funktion“ (folgend mit BF abgekürzt).

Zunächst werden Zeitblöcke mit „Zielbereich„, „Insulin-Kohlenhydrat-Verhältnis (KH-/BE-Faktor)“ und „Insulinsensitivität (Korrekturfaktor)“ – hier gibt es immerhin einen Hinweis darauf, was mit den Begriffen gemeint ist – eingestellt.

Bei der Insight heißen diese Faktoren tatsächlich „Kohlenhydratfaktor und Korrekturfaktor

Zeitblock: Dies ermöglicht eine tageszeitabhängige Berechnung der Insulinmenge, also werden z.B. BE- oder Korrekturfaktoren morgens anders als abends berechnet
Zielbereich: In diesem Bereich liegt der BZ im entsprechenden Zeitblock idealer Weise. Zusätzlich wird aus dem Mittelwert der Zielblutzucker berechnet. Die BF nutzt Zielbereich und Zielblutzucker abhängig davon, ob gegessen wird oder ob nicht. Ohne KH wird innerhalb des Zielbereichs keine Korrektur abgegeben, mit KH wird auf den Zielblutzucker korrigiert. Beispiel: der Zielbereich ist auf 100 – 140 mg/dl eingestellt, der aktuelle BZ liegt bei 110, wenn nicht gegessen wird, wird auch kein Insulin abgegeben; wobei ein Essensbolus um eine Korrektur ergänzt wird, die in diesem Fall negativ ausfällt, weil der BZ 10 mg/dl unter dem Zielblutzucker liegt.
Insulinsensitivität: Hier wird eingegeben, um wie viel eine Einheit Insulin den BZ senkt.
Obere und Untere Warngrenze: Es gibt Werte die oberhalb des Zielbereichs liegen, aber noch nicht gefährlich sind. Auch diese Bereiche werden festgelegt. Oberhalb der oberen Warngrenze wird darauf verwiesen, den BZ häufiger zu messen und die Ketone zu prüfen, außerdem kann man einstellen, z.B. 2 Stunden nach einem überhöhten BZ an einen BZ-Test erinnert zu werden. Unterhalb der unteren Warngrenze wird ein Vorschlag gemacht, wie viele schnelle KH gegessen werden sollten, auch hier kann eine Erinnerung eingestellt werden, die nach z.B. 30 min einen neuen Test fordert.

Dann gibt es die Snackgröße (hier nur eine kleine Menge einstellen, 1 BE/KE), bei der Aufnahme bis zu einer hier eingetragenen Menge toleriert die BF im Anschluss keinen BZ-Anstieg. Beispiel: Meine Snackgröße beträgt 1 BE, wenn ich eine halbe Stunde nach einer BE (Anstieg um 50 mg/dl) erneut messe, wird der Wert direkt auf den Zielwert korrigiert.

Bei einer größeren Menge berechnet die BF mit Hilfe weiterer Angaben, für wie lange der BZ in welchem Bereich liegen darf und korrigiert nur Werte, die außerhalb des Bereichs liegen. Dafür benötigt werden

Blutzuckeranstieg: Hier wird angegeben, um welchen Wert der BZ nach einer Mahlzeit maximal ansteigen darf. Innerhalb dieses Bereichs wird dann nicht korrigiert (weil der BZ nach dem Essen eben ansteigt und das normal ist). Nun muss aber die BF noch wissen, wie lange ein erhöhter Wert toleriert wird, dafür braucht sie die Wirkzeit, also wie lange wirkt das Insulin insgesamt (bei mir 4h) und die
Verzögerung: wie lange nach dem Mahlzeitenbolus ist mit einem maximal hohen Wert zu rechnen (bei mir 1h). Nach dieser Zeit wird mit einer Abnahme des BZ gerechnet. Die Graphik (hier mal doof abfotografiert) in der Anleitung verdeutlicht die Berechnung sehr schön:

2015-04-12 10.25.07

Damit wird verhindert, dass bei kurz aufeinander abgegebene Boli sich überschneiden und zu viel Insulin abgegeben wird.

Achtung: Was die BF nicht wissen kann ist, dass zu wenige oder zu viele BE gegessen wurden, es wird immer damit gerechnet, dass die eingetragenen BE auch richtig berechnet wurden! Esse ich zu wenig oder zu viel, muss ich selbst korrigieren!

Ich hoffe, dieser Beitrag hilft einigen und bringt etwas Licht „ins Dunkel“. Wenn es weitere Fragen gibt, immer raus damit (was nicht heißt, dass ich alles beantworten kann, aber ich versuche es!).

Alle angegebenen Werte sind fiktiv oder aber aus MEINER Therapieenstellung, bitte sprecht die Einstellungen mit euren Diabetologen/Diaberatern ab!