Schaurig-schöne Erlebnisse mit dem Diabetes.
Ich hatte ja schon lang vor meiner Diagnose (mit 17) Bekanntschaft mit Diabetes gemacht. Gute und schlechte. Schaurig-traurige Geschichten könnte ich von meinem Vater erzählen, der … sich nicht besonders gut um den Diabetes gekümmert hat (ja, Vergangenheitsform, damit haben wir dann auch meine traurigste Geschichte mit dem Diabetes). Aber ich denke, so war das Thema nicht gemeint.
Schlimme Erlebnisse sind natürlich immer die, wo irgendwas nicht geklappt hat. Umgezogen, Ausbildung angefangen, noch keinen Arzt gesucht, Katheter nicht mehr auf Ersatz zu Hause, der verwendete dann kaputt… Nicht kümmern heißt meist auch schlechte Werte. In den Momenten, in denen man aufgrund solchen Verhaltens im Krankenhaus landet sind das sicherlich schlechte Erfahrungen. Andererseits versuche ich immer, auch das Positive zu sehen, den ersten Aufenthalt mit Intensivstation habe ich gebraucht, weil bis dahin immer alles gut gelaufen ist. Die Aufmerksamkeit dem Diabetes gegenüber wurde immer weniger, weil es ja lief! Warum kümmern, wenn alles gut ist?
Gute Erlebnisse können dann quasi direkt folgen, wenn man dann nämlich feststellt: Hey, mir geht es viel besser, wenn die Werte gut sind und ich ein bisschen auf mich/mein Monster achte.
Es gibt natürlich auch spezielle, kleine Erlebnisse, die als gut bzw. schlecht eingestuft werden können. Der Tag nachdem ich meinen Mann kennengelernt habe zum Beispiel. Wir waren bei ihm und mein Diakram in der WG eines Bekannten, der Katheter war (natürlich, es gab ja keinen besseren Zeitpunkt) verstopft und wir mussten erst mit dem Stadtbus dort hin fahren. Der Abend war spät geworden, die Verstopfung kam nachts und dementsprechend ging es mir beim Erwachen mit einem Wert von um die 420 ziemlich schlecht. Und wenn man dann noch eine dreiviertel Stunde braucht, bis man an seinen Kram kommt, wird das natürlich nicht besser… Aber das gute daran (ja, ich kann ziemlich vielen Dingen immernoch was positives abgewinnnen), der Typ, der sich abends vorher an mich ran gemacht hat, hat mich gebracht, hat sich gekümmert und war ernsthaft besorgt um mich (leider auch nicht selbstverständlich, hätte ja auch ein Kater sein können). Und das macht er auch immernoch 🙂
Gute und lustige Erlebnisse gibt es natürlich auch. Ich war bei meiner Cousine zu Besuch und es war ebenfalls ein Klassenkamerad von ihr da, es standen Schokoladen-Riesen auf dem Tisch, ich greife zu und greife fast zeitgleich zur Pumpe, um Insulin abzugeben (damals noch ohne Bluetooth). Diabetiker und deren Bekannte kennen das folgende Piepkonzert, nicht so der Klassenkamerad. Es folgte also ein: „Was piept denn da?“ Bevor ich antworten konnte, erklärte meine Cousine, dass ich ein kleines Gerät in der Tasche habe, mit dem ich speichere, was ich alles esse. Samstags abends würde ich dann alles auslesen, was in der Woche zusammengekommen ist und wenn das zuviel wäre, würde ich sonntags immer fasten (HAHA, ich und fasten…). Der arme Kerl war ziemlich beeindruckt und hat das sogar geglaubt.
Dann kennen wir alle ja die berühmten typischen Aussagen, Entgegnungen, die man so bekommt, wenn man kundtut, man sei Diabetiker. Die heißeste Story handelte allerdings von der Oma einer Bekannten (wir hatten schon geklärt, dass das zwei unterschiedliche Dinge sind: Typ 1 und Typ 2). Diese sollte keine Süßigkeiten essen und hat sich weitestgehend auch daran gehalten. Aber manchmal überkam es sie und dann wollte sie eben doch einen Keks, ein Bonbon oder sowas. Sie hat dann als Ausgleich im Anschluss immer ein Stück Zitrone gegessen, „weil ja das Saure das Süße neutralisiert“. Schön, dass die Bekannte diese Behauptung selbst keineswegs in Frage gestellt hat, sondern von mir hören wollte, dass das doch eine gute Idee war…