52 Bücher, Woche 4

Schon wieder eine Woche vorbei. So kommen wir also zum 4ten Thema.

Das Thema diese Woche lautet:

Der schönste Satz

Mir war direkt klar, dass dies meine Gelegenheit ist, eines meiner absoluten Lieblingsbücher vorzustellen. Ich nahm es also zur Hand und las es noch einmal. Hmm, super Geschichte und immer wieder schöne Beschreibungen, aber ein Satz? Wie soll ich mich denn da entscheiden? Na gut, nehmen wir dieses hier:

Die Idee ist gut, Sam. Ich habe ihn im ersten Jahr dieses neuen beschissenen Jahrhunderts gefunden, nicht? Ich werde ihn Novecento nennen.“
Dies stammt aus dem gleichnamigen Buch („Novecento – Die Legende vom Ozeanpianisten„) von Alessandro Baricco. Es handelt von – wie sollte es anders sein – Novecento, der natürlich 1900 auf einem Ozeandampfer geboren und dort zurück gelassen wird. Die Gründe dafür sind nicht genau benannt, aber es gibt Mutmaßungen. Erzählt wird die Geschichte vom besten Freund Novecentos, der als Trompeter für einige Jahre auf dem Schiff lebt. Novecento wächst also auf diesem Schiff auf, Danny Boodmann ist sein Ziehvater und derjenige, der die zitierten Sätze spricht. Danny verstirbt leider als Novecento acht ist, nachdem er einen Flaschenzug ins Kreuz bekam und vor Lachen platz, wegen der unglaublichen Namen von Rennpferden (in diesem Fall werden „Trinkwasser“, „Gemüsesuppe“ und „Blaues Makeup“ genannt). Novecento, der bei keiner Behörde gemeldet ist und daher eigentlich gar nicht existiert, verschwindet daraufhin für ca. 2 Monate, allerdings ohne das Schiff zu verlassen – das tut er ohnehin nicht… an Land gehen. Er bleibt auf dem Schiff… IMMER! – und als er wieder auftaucht, kann er Klavierspielen wie ein junger Gott. Und darum geht es in dem Buch, um einen, der unfassbar gut Klavier spielen kann, der den Dampfer NIE verlässt und dennoch eine bestimmte Sichtweise auf das Leben und die Welt hat. Die Geschichte ist als Theaterstück geschrieben worden, allerdings nicht so, wie man eventuell vermutet; es steht dort nicht ständig „… geht ab“, „… sagt laut“. Mehr in einer Art, dass man mitgenommen wird, es entsteht eine wunderbare Stimmung, der beste Freund (der Trompeter) erzählt einem die Geschichte Novecentos und seine Erlebnisse mit ihm.

Ach so, die Sätze sind deswegen schön, weil sie zeigen, dass Danny Boodmann wahrlich kein einfaches Leben hat (er ist schließlich ein Schwarzer, der als Heizer auf einem Schiff arbeitet), er aber dennoch ein großes Herz hat (er übernimmt die Verantwortung für ein Neugeborenes und macht sich unheimlich viele Gedanken darüber, welcher Name am besten geeignet ist).

Nachtrag… das wohl nötige Kleingedruckte:
„Novecento – die Legende vom Ozeanpianisten“ stammt von Alessandro Baricco, die Originalausgabe erschien 1994, meine ist eine Sonderausgabe von 2001, erschienen bei Piper Verlag GmbH, München 1999

12 Gedanken zu „52 Bücher, Woche 4“

  1. @ Andreas Hendrik: Das Buch ist sogar eines der lustigsten, traurigsten, ausgefallendsten und am besten lesbaren Bücher, die ich kenne. Dazu unter 100 Seiten dick, aber es braucht auch kein Wort mehr, als da steht. Es gehört zu den Büchern, bei denen man so deutlich alles vor sich sieht, als würde man Tim Tooney (den Erzähler) vor sich stehen haben und ihm zuhören. Meiner Meinung nach besteht „Novecento“ aus lauter Höhepunkten. Hätte ich es unter der Überschrift „Der schönste Satz“ beschreiben sollen, hätte ich es einfach an irgendeiner Stelle aufgeschlagen und blind mit dem Finger auf die Seite getippt 😉 .

    (Da ich eine leidenschaftliche Tänzerin bin, würde ich als Primus inter pares aber wahrscheinlich folgenden Satz wählen:
    „Wir spielten, damit sie tanzten, denn wer tanzt, stirbt nicht und fühlt sich wie ein Gott.“)

  2. Es liest sich wunderbar, vor allem weil man bei diesem Buch das Lesen an sich tatsächlich vergisst. Man taucht einfach in die Geschichte ein, sie nimmt einen mit, in dem sie Beschreibungen aufweist, die lustig, einfach und immer wieder anders sind. (So wird zum Beispiel die Zeit gerafft, indem auf einer halben Seite einfach Orte aufgezählt werden, die das Schiff anläuft, das ist ein einfacher, aber toller Effekt)

    @Motzina: danke für die Ergänzung… Wirklich sehr treffend, wie du es schreibst. Und willkommen auf meinem Blog.

  3. Nun, wenn ich tanze, stirbt sicher jemand. Wenn nicht ich, dann meine Partnerin. Wenn nicht sie, dann einer der Menschen, der sich das anschauen muss. Oder alle sterben. Ein Massaker 🙂

    Nebenbei: Das Buch kommt auf die Wunschliste. Vielen Dank für die schöne Vorstellung – um doch noch das Theater zu würdigen …

    1. Ein Tanzmassaker… was ist die Ursache: Herzinfarkt oder Augenkrebs?

      Gern hab ich’s vorgestellt, auch wenn ich nach Worten ringen musste. Ich freu mich, wenn es von mehr Leuten gelesen wird.

      1. Herzinfarkt, verursacht durch Augenkrebs! Nebenbei: Habe gestern (in ca. 74,6 Minuten) den Novecento gelesen und muss sagen, ich hätte einen anderen Satz gewählt. Wer hätte das gedacht 😉
        P.S.: Die Geschichte ist wirklich sehr schön!

      2. Hehe, dann liest du ein wenig schneller als ich. Welchen Satz hättest du denn genommen? Eigentlich wollte ich die Stelle nehmen, wo das Bild von der Wand fällt, aber die ist so lang und ich wollte sie nicht auseinander nehmen.
        Freut mich, dass dir die Geschichte gefällt!

  4. Eines der schönsten Bücher, die hier im Regal stehen.
    Ich kann mich da nur anschließen: Es liest sich ganz wunderbar und ist trotz trauriger Momente von einer bezaubernden Leichtigkeit.
    Vom gleichen Autoren habe ich noch ein anderes wunderschönes Buch, das ich im Laufe des Projektes auch noch vorstellen möchte.
    LG
    Silke

    1. Oh, da bin ich ja gespannt, welches das sein wird… (noch nichts sagen). Ich habe auch einige andere von ihm im Regal, aber gelesen hab ich bisher nur eines. Mal sehen, was die anderen so können.

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