Dieses Thema ist ein ganz besonders langes (jedenfalls die Beschreibung):
Wie wär’s also mit Büchern, die man am Anfang so überhaupt gaaaaar nicht lesen wollte, weil beim Lesen des Titels und Klappentextes alle nur erdenklichen Klischees der Welt das Gefühl von Och-nich-noch-so’n-Buch herbeiriefen… sich dann aber – auf Drängen und Nötigungen anderer doch das Lesen aufgezwängt – das Buch als kleiner Schatz entpuppt hat, bei dem es schade gewesen wäre, das man es nicht gelesen hätte.
In meinem Fall entspricht dem wohl nur ein Buch (wenn ich das Gefühl habe, ein Buch interessiert mich nicht, lasse ich mich nur schwerlich überzeugen, es zu lesen).
Das Parfüm von Patrick Süskind: Zum ersten Mal davon gehört habe ich in der Oberstufe. Eine meiner Freundinnen hatte Deutsch-Leistungskurs und erwähnte in der Pause, dass dieses Buch behandelt wurde und dass sie es sehr gut fand. Der Titel und seine Unterschrift waren für mich nicht wirklich interessant. Geschichten über Mörder fallen nicht in mein Beuteschema. Krimis und Thriller lese ich eher nicht unbedingt (es gab einige Ausnahmen, die ich durch Zufall in die Hände bekam und spannend fand). Dazu, dieses Buch doch zu lesen, kam es während des Studiums. Ich war mal wieder auf der Suche nach „Lesbarem“ und befand mich mit einer (anderen) sehr guten Freundin im Buchladen. Sie gab sich große Mühe mir zu helfen und schlug vor, die ersten Seiten des Buches mal zu testen. Da sie mir schon öfter gute Tipps gegeben hatte und in mir das Interesse schlummert, mehr „Klassiker“ zu lesen, lies ich mich darauf ein. Ich fing also im Buchladen an, die ersten Seiten testweise zu lesen und stellte fest, dass der Erzählstil mir gefiel und ich unbedingt weiterlesen wollte. Die Geschichte von Grenouille hat mich aufgrund der Erzählweise gefangen genommen. Ich konnte mich in diese Welt sehr gut hineinversetzen und spannend fand ich es auch. Jetzt bin ich wirklich froh, das Buch gelesen zu haben.
Ach, das finde ich aber schön, dass Dir „Das Parfüm“ gefallen hat. Du hast recht, der Titel lässt nicht zwingend einen sowohl vom Thema als auch vom Stil her dermaßen originellen Roman erwarten. Im Grunde klärt sich der Zusammenhang zwischen Handlung und Titel ja erst etwa ab der Hälfte des Buches. Es ist ja wirklich die Geschichte eines Mörders, seine Biografie. Ich schrecke ein wenig davor zurück, darüber nachzudenken, was es über mich als Person aussagt, dass ich trotz Grenouilles tragischer Lebensumstände und trotz der extrem fesselnden Erzählweise kein Fünkchen Sympathie oder gar Mitleid für ihn aufbringen kann… Andererseits kann auch das ein Merkmal von Süskinds phänomenaler Leistung sein – einen Helden zu erschaffen, der ausschließlich böse ist, aber im Gegensatz zu so manchem Dutzendkrimi trotzdem alles andere zweidimensional ist.
Außerdem staune ich bei jedem Lesen wieder darüber, wie man etwas so schwer Fassbares wie Gerüche so plastisch und lebendig beschreiben kann.
Von Süskind habe ich außerdem „Die Geschichte von Herrn Sommer“ gelesen, und das Ein-Personen-Stück „Der Kontrabass“ ist immer wieder mal auf der Bühne zu sehen – die beiden würden Dir sicher auch gut gefallen! Auch wenn sie ganz anders sind als „Das Parfüm“.
Viele Grüße aus dem Masterarbeit-Exil in den Norden!
PS: Ich mag Theodor! 😀
Du hast Recht, Grenouille sympathisch zu finden, ist sehr schwer. „Trotz seiner Lebensumstände“ hätte ich nicht gesagt, sicher hat er es schwer, aber das ist -aus meiner Sicht- keine Entschuldigung für seine seltsamen Gelüste. Kennst du denn wen, der mit Grenouille sympathisiert?
Ich fand Theodor auch klasse, deswegen hab ich ihn mitgenommen 🙂