Tag X – der Tag, an dem der Diabetes kam

An diesen Tag kann ich mich noch recht gut erinnern. Es war ein Montag in oder direkt nach den Ferien. Am Samstag davor waren meine Mutter und ich zu einer Ausstellung eines Künstlers gefahren und ich war den ganzen Tag nur müde. Sonntags war bei uns immer der Entspannungstag, also auf dem Sofa sitzen, lesen, Märchen im TV gucken oder ähnliches. Als ich an diesem Sonntag die Colaflasche am Hals hatte, meinte meine Ma: „Wir gehen morgen zum Arzt und lassen dich auf Diabetes testen“ – Schreck. Sie kannte die Symptome durch den Diabetes meines Vaters (der das nicht mehr miterlebt hat) – und hatte recht. In der Praxis unserer Hausärztin gab es zunächst große Augen, als wir am nächsten Morgen (nüchtern) unser Anliegen vortrugen. Der gemessene Blutzucker entlockte der Assistentin allerdings ein „Oh weh“ oder ähnliches. Dann sollten wir nach Hause gehen und frühstücken und mittags wiederkommen. Der Wert war deutlich höher und damit stand fest, dass ich zur Schulung muss, bis dahin mit einer Diät versuchen sollte, die Werte nicht zu stark in die Höhe zu treiben. Die Hausärztin war damals ehrlich, hat mir ein paar Dinge an die Hand gegeben, meinte aber gleich: „Hol dir nen Termin im KH, ich habe keine Ahnung, was richtig ist.“ Mein Glück war, dass meine Ma das ganze erkannt hat, ich hatte ein oder zwei Monate ohne Insulinzugabe. Meine Bauchspeicheldrüse hatte noch Restproduktion. Und mir ist auch das Umfallen und ins KH eingeliefert werden erspart geblieben. Ich hatte also einen sanften Einstieg, dennoch war es natürlich ein Schock. Ich wollte nicht das haben, was mein Vater hatte. Ich soll mir künftig Nadeln irgendwo rein schieben? Das kann ich nie-nicht! Total doof! Das ging mir durch den Kopf, ich hatte die schlechteren Erinnerungen im Kopf und dachte: „So soll mir das jetzt auch gehen?“ Ein Glück habe ich meine Patentante, die ist auch Typ 1erin und hat ihr Monster meist gut im Griff. Ich weiß nicht mehr, zu welcher Zeit es war, aber irgendwann fand ich es gut, dass ich ein sehr gutes und ein eher schlechtes Vorbild hatte. So konnte ich für mich genau sehen, wie ich meinen Diabetes handhaben möchte. Und gerade dem direkten Umfeld möchte ich die Sorgen ersparen, die ich als Kind manchmal hatte.